ASKAR FRA400 Flatfield APO Eindrücke

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Stefan_Lilge
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ASKAR FRA400 Flatfield APO Eindrücke

Beitrag von Stefan_Lilge »

Hallo,

da es mehrere Anfragen zu diesem Teleskop gab, schreibe ich kurz meine Eindrücke aus den ersten 5-6 Fotografie-Nächten zusammen. Der ASKAR FRA400 ist ein fünflinsiger korrigierter APO von Sharpstar (dreilinsiges Objektiv plus fest in den Tubus eingebauter Korrektor) mit 72mm Öffnung und 400mm Brennweite. Bilder und sonstige Daten gibt es z.B. auf der Webseite von TS (wo ich ihn auch gekauft habe).

Reizvoll an solche einem Teleskop ist für mich, dass man keine Millimeterzählerei zwischen Korrektor und Kamerachip betreiben muss. Solange man in den Fokus kommt, stimmt der Abstand.

Ich hatte in den letzten Jahren vier andere Flatfield-Refraktoren (zwei unterschiedliche Modelle) in ähnlicher Größe, die aber alle wieder zurück an die Händler gegangen sind, weil sie dreieckige und/oder komatöse Sterne produziert haben. Insofern war der ASKAR mein letzter Versuch, solch ein Gerät zu kaufen. Wenn der hier auch nicht funktioniert hätte, wäre ich halt beim Millimeterzählen geblieben. Ein Takahashi FSQ o.ä. ist mir zu teuer, insbesondere weil kurze Brennweiten eigentlich nicht mein Interessengebiet sind. Mit dem ASKAR FRA400 bin ich jetzt sehr zufrieden, weiß aber natürlich nicht, ob mein Exemplar repräsentativ für die ganze Serie ist.

- Mechanik/Äußerlichkeiten

Das Teleskop sieht schick und wertig aus und lässt sich durch den angebrachten Tragegriff bequem handhaben. Da bei kleinen Teleskopen oft auch kleine, instabile Okularauszüge verbaut sind, fand ich den großen 3“-Auszug interessant. Der lässt sich auch sehr gut und feinfühlig einstellen, hat allerdings beim Wechsel der Fokusrichtung ein leichtes Shifting. Das bewegt sich aber in der Größenordnung von nur einigen Bogensekunden. Wenn ich in AstroArt einen engen Fokusbereich um einen Stern ziehe, bleibt der Stern auch beim Richtungswechsel im Fokuskasten (was bei der Hauptspiegelfokussierung eines SCT z.B. nicht mehr der Fall ist). Negative Auswirkungen auf die Abbildungsqualität im Feld scheint das Shifting nicht zu haben, für mich ist es daher nicht relevant.

Schön am Auszug ist auch der eingebaute Rotator, mit dem man einfach die Kameraorientierung ändern kann, ohne sich durch diesen Mechanismus Verkippungen etc. einzuhandeln.

Die einschiebbare Taukappe hat keine Schraube zum Feststellen, bisher ist sie aber nicht von alleine eingefahren. Die Taukappe ist auch ziemlich kurz, ich hatte aber bisher keine Probleme mit Tau.

Der Tubus ist für einen extra gerechneten Reducer (von f/5.6 auf f/3.9 bei 280mm Brennweite) ziemlich kurz gehalten, für den Betrieb ohne den Reducer wird ein langbauender Adapter auf M48 mitgeliefert. Wenn man den Reducer einsetzt, ist allerdings wieder der übliche Abstand von 55mm zum Kamerachip zu beachten.

Sowohl bei Einsatz des Reducers als auch ohne Reducer mit dem M48-Adapter gibt es die Möglichkeit, einen 2“ Filter im Strahlengang unterzubringen, ohne eine Filterschublade o.ä. zu benutzen. Zumindest mit Reducer ist das praktisch, weil man da ja den richtigen Abstand einhalten muss.


- Abbildung
Ich habe den Refraktor bisher vorwiegend mit meiner ASI2600MC Farbkamera benutzt, also APS-C Chipgröße. Das funktionierte so einfach, wie ich mir das erhofft hatte. Ich habe die Kamera mit einer Filterschublade an den langbauenden M48-Adapter angeschraubt und hatte auf Anhieb gute Sterne über das ganze Gesichtsfeld. Außerhalb der Bildmitte gibt es in den einzelnen Farbkanälen leicht verschobene Sterne, was zu farbigen Rändern (also z.B. links blauer Rand, rechts roter Rand) an Sternen führt. Also wohl einen Farbquerfehler. Das habe ich aber in gleicher Form auch an anderen Teleskopen, würde ich also nicht als spezifisches Problem des ASKAR ansehen.

Ein Farblängsfehler in dem Sinne, dass auch in der Bildmitte z.B. blaue Halos um Sterne sind, ist mir nicht aufgefallen.

Als „first light“ habe ich 3x5 Minuten den Ringnebel in der Leier fotografiert, in erster Linie um zwei helle Sterne im Bild zu haben. Die beiden unteren „Kastensterne“ der Leier (Beta und Gamma Lyrae) haben jeweils mag 3, sind also eine echter Herausforderung bei einer 5-Minuten-Belichtung. Hier ist das kalibrierte aber sonst unbearbeitete Summenbild in voller Größe:
http://ccd-astronomy.de/temp16/M57ASKAR ... w_3x5a.jpg

Die Sterne sind alle rund und die beiden mag 3-Brummer sind sehr gut unter Kontrolle, keine wilden Strahlenkränze oder sonstige Muster um den Stern herum. Für einen kleinen, relativ schnellen Refraktor finde ich das sehr gut. Insbesondere ist keine Verkippung erkennbar, sonst habe ich bei kleinen Refraktoren gerne mal eine unscharfe/langgezogene Bildseite.

Hier noch ein Summenbild 28x5 Minuten mit der ASI2600MC bei hohem Gain (100) und dem STC Duo Narrowbandfilter:
http://ccd-astronomy.de/temp16/LBN325AS ... h_28x5.jpg

Mit einem Zweiband-Schmalbandfilter wird die Verschiebung der Farbkanäle noch hässlicher, weil die Wellenlängen zwischen Tiefrot und Grünblau fehlen, die sonst eine „Brücke“ zwischen beiden Einzelbildern schaffen würden. Zudem ist das Bild sehr stark gestreckt, was das Problem noch hervorhebt. Das gleiche Problem habe ich aber wie gesagt auch mit anderen Teleskopen, das hält mich also nicht davon ab, den ASKAR zu benutzen.

Ich kann den Farbquerfehler (wenn es denn einer ist) vollständig beseitigen, wenn ich in AstroArt beim Preprocessing nicht in einem Rutsch ein Farbbild erzeuge, sondern jeweils 2x2 gebinnte R-G-B-Schwarzweißbilder, die ich dann von Hand zu einem Farbbild kombiniere. Das lässt mich vermuten, dass mit einer Schwarzweißkamera und RGB-Filtern keine Probleme auftreten. Hier erstmal der Vergleich zwischen einem normal erzeugten aber auf halbe Größe verkleinerten Farbbild (links) und einem wie oben beschrieben aus drei Schwarzweiß-Auszügen kombinierten Farbbild (rechts):
http://ccd-astronomy.de/temp16/compLBN325.jpg

Und nochmal das ganze Bild aus den drei Farbauszügen (sonst keine Bildbearbeitung):
http://ccd-astronomy.de/temp16/LBN325AS ... 0x5Bin.jpg

Wenn man das Ganze ohne irgendwelche „Tricks“ auf halbe Größe verkleinert, ist es auch nur noch halb so schlimm 😊
https://www.astronomicum.de/forum/25/1670

Bilder mit dem Reducer sowohl mit Vollformat als auch mit APS-C gibt es hier
https://www.astronomicum.de/forum/21/1651

Der APS-C-Ausschnitt um Sh2-101 ist direkt am Bildfeldrand. Mit dem Reducer wird die Trennung der Sterne in den Farbkanälen noch mal stärker. Davon abgesehen sind die Sterne aber mit Reducer auch mit Vollformatkamera ziemlich rund in den Ecken. Ich vermute, dass es ohne Reducer noch besser aussieht mit Vollformat, habe das aber noch nicht ausprobiert.


- Fazit
Trotz der Probleme mit der Verschiebung der Farbkanäle (Farbquerfehler?) bin ich mit dem Teleskop sehr zufrieden. Die genannten Probleme habe ich mit anderen Teleskopen auch und im Gegensatz zu anderen Teleskopen muss ich hier keine bestimmten Abstände einhalten und ich habe keine Verkippungen. Dazu kommt die hochwertige mechanische Ausführung mit gutem Okularauszug mit eingebauter Rotation und Tragegriff. Das macht alles einen wertigen Eindruck.

Mein TS 80/480er Triplett mit TS 0,79er Reducer scheint (habe kürzlich mal beide Teleskope parallel betrieben) etwas weniger Probleme mit Farbquerfehler zu haben, prinzipiell ist der Effekt dort aber auch vorhanden. Wenn einem die Millimeterzählerei nichts ausmacht, ist das vermutlich die bessere Alternative. Da ich ständig die Kameras und das sonstige Zubehör wechsele, wollte ich aber ein Teleskop haben, wo ich „mal schnell“ irgendein Zubehör anschrauben kann, ohne erst lange in meiner Box mit Zwischenringen zu kramen. Und wer gerne auslandendes Zubehör betreibt (etwa Schwarzweiß-CCD mit Filterrad und Off-Axis-Guider) wird bei normalen Reducern oft Probleme mit dem Abstand bekommen. Beim ASKAR hat man praktisch beliebig viel Platz für Zubehör.

Ob es sinnvoll war, den Reducer zu kaufen weiß ich nicht so recht. Mit Vollformatkamera (habe eine EOS RP(a)) gibt es auch bei 400mm Brennweite nicht viel, was man nicht ins Gesichtsfeld bekommt.

Als weitere „Aufgaben“ bleiben also noch die Tests mit Mono-Kamera und mit Vollformat. Wenn ich das geschafft habe, ergänze ich den Bericht.
Viele Grüße
Stefan
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Stefan_Lilge
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Re: ASKAR FRA400 Flatfield APO Eindrücke

Beitrag von Stefan_Lilge »

Hallo,

ich hatte inzwischen auch mal die Gelegenheit, eine Vollformatkamera an den ASKAR FRA 400 zu hängen. Das war meine EOS RP(a), die ich 60 Sekunden bei ISO 800 ungefiltert auf Deneb gerichtet habe. Das Bild ist in voller Größe hier zu finden (nur Farbkonvertierung, keine Flats):
http://ccd-astronomy.de/temp11/Test_RP_ASKAR.jpg

Wie erhofft fällt der Farbquerfehler bei Breitband nicht so auf wie bei Schmalband. So ein Zweibandfilter für Ha und OIII erzeugt halt zwei scharfe etwas auseinander liegende Sterne, bei Breitband wird der Stern nur etwas länglich/unscharf, aber die auffällige Zweiteilung ist nicht da. Außerdem sind die Pixel der EOS RP deutlich größer als bei der ASI2600, was deutlich geringere Anforderungen an die Optik stellt.

In Flats fällt bei Vollformat die Ausleuchtung in den Ecken auf ca. 81% der Bildmitte ab, das ist also eine Vignettierung, die man problemlos mit Flats ausgleichen kann.
Viele Grüße
Stefan
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Josef
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Re: ASKAR FRA400 Flatfield APO Eindrücke

Beitrag von Josef »

Hallo Stefan!

Das schaut dann für größere Chip eigentlich sehr gut aus!
Ist eine Überlegung wert das Teil.
Mit freundlichen Grüßen

Josef

www.sternwarte-au60.at
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Horst_Ziegler
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Re: ASKAR FRA400 Flatfield APO Eindrücke

Beitrag von Horst_Ziegler »

Hallo Stefan,
da ich den ACL200 APO habe (der wirklich toll und sehr farbrein ist) und ich einen etwas leichteren 400er Apo als den Esprit 80 (der ebenfalls farbrein ist, ich hatte 2 von denen) suche, kam ich auf den FRA400 und Deine Analyse. Allerdings bin ich ziemlich entsetzt. Entweder hast Du in der letzten Aufnahme zu viel Farbe reingehauen oder der FRA400 ist wirklich so schlecht bezüglich der Farbverschiebungen am Rand. Unter Farbreinheit verstehe ich schon etwas anderes, selbst bei Vollformat
Gruß Horst
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Stefan_Lilge
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Re: ASKAR FRA400 Flatfield APO Eindrücke

Beitrag von Stefan_Lilge »

Hallo Horst,

der FRA400 hat schon einen gewissen Farbquerfehler, allerdings keinen wahrnehmbaren Farblängsfehler. Ich habe inzwischen dazugelernt, dass ich mit Farbkamera beim Debayern die Farbsättigung heruntersetzen muss. AstroArt empfiehlt in der Hilfedatei eine Farbsättigung von 20-40% beim Debayern zu verwenden, bei den oben verlinkten Bildern hatte ich 20% verwendet. Inzwischen bin ich dahintergekommen, dass es mit 0% deutlich besser ist. 0% heißt nicht, dass es keine Farbe mehr gibt, nur halt weniger. Wenn ich das so debayerte Bild in die R-G-B-Kanäle aufteile und die aufeinander registriere (dabei skaliert AstroArt auch die Größe, wenn die Kanäle eine etwas unterschiedliche Brennweite hatten), verschwindet der Farbquerfehler weitgehend. Ein Beispielbild dafür ist hier zu sehen:
https://www.astronomicum.de/forum/25/2088
Das ist APS-C auf halbe Größe verkleinert, sonst habe ich an den Sternfarben- und -formen nichts verändert.
Bei einer Schwarzweißkamera würde ich vermuten, dass solche Probleme gar nicht erst auftauchen, wenn man die drei Kanäle vor der RGB-Kombination aufeinander registriert.
Ich hatte auch kürzlich mal mit der Probeversion von Pixinsight herumgespielt, da war schon das Summenbild nach dem Stacken gut, man brauchte also die zusätzlichen Arbeitsschritte nicht, die ich für AstroArt beschrieben habe. Zur "Ehrenrettung" für AstroArt muss ich dafür anführen, dass Pixinsight es bei zwei Serien mit langer Brennweite (und daher unscharfen Sternen) nicht geschafft hat, die ordentlich zu stacken.

Ich habe in meinem bisherigen Astroleben grob geschätzt mit zehn kleinen (ED-)APOs fotografiert, davon ist der ASKAR FRA400 klar der unkomplizierteste. Kurz vor dem Kauf des FRA400 hatte ich übrigens auch einen Esprit 80, der deutlich schlechter war als der FRA400. Der hatte schon in der Bildmitte einen Rotsaum um Sterne (also keinen Blaufehler, sondern einen Rotfehler) und die Sternabbildung über das Feld war deutlich schlechter (verzogene Sterne). Das mag aber ein Problem meiner Adapterschlacht gewesen sein und nicht unbedingt der Optik des Esprit.

Unsicher bin ich mir noch über die Qualität des Reducers. Bei dem größeren FRA600 habe ich auf Cloudynights gelesen, dass der Reducer die Spotgröße sogar verbessern soll, ich hatte hier beim FRA400 eher den gegenteiligen Eindruck.

Insgesamt bin ich nach 25 Jahren CCD-Fotografie ziemlich ernüchtert, unter den zahlreichen Teleskopen in dieser Zeit war kein einziges, das "ab Werk" eine perfekte Abbildung geliefert hätte. Vor diesem Hintergrund gehört der FRA400 auf jeden Fall zu den positiven Erlebnissen in meiner Astrohobby.
Viele Grüße
Stefan
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Horst_Ziegler
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Re: ASKAR FRA400 Flatfield APO Eindrücke

Beitrag von Horst_Ziegler »

Hallo Stefan,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Du hast sicher recht, dass mit Mono -Kameras der Farbfehler minimiert werden kann. Dass er ganz verschwindet glaube ich nicht. Dein Cirrus-Bild ist deutlich besser, auch wenn die Blau-Verschiebung an den Rändern noch deutlich sichtbar ist.
Insgesamt hast du sicher recht, dass es kaum gute APO‘s ab Werk gibt. Meine beiden Esprit 80 wurden auch vor der Auslieferung von Tommy auf Herz und Nieren getestet und optimiert. Ebenso ein Esprit 100. Der einzig gute APO ab Werk den ich hatte war ein TEC 140, der war wirklich farbrein.

Aufnahmen mit Mono-Kameras habe ich aufgegeben. Ich suche deshalb einen guten 400er, der auch mit einer DSLR oder einer ASI Color zurecht kommt und vor allem preislich akzeptabel ist.

Mal sehen, vielleicht teste ich doch mal den FRA400 denn ein Esprit von Tommy ist mir für mein GEM28 Setup zu schwer.

LG Horst
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