Monierung aufstellen, Polausrichtung

Montierungen und Steuerungen
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csw
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Monierung aufstellen, Polausrichtung

Beitrag von csw »

Hallo zusammen, wie bereits angedroht, möchte ich Euch ab und an mal ein paar Fragen stellen;)

Habe früher und auch jetzt sehr viel darüber gelesen, doch irgendwie muss ich das mal aus erster Hand wissen.

Die Fragen richten sich an alle Astrofotografen die mit Brennweiten ab ca.1500 mm Deepsky Aufnahmen machen.
Wie schon in meinem Vorstellungspost erwähnt, habe ich zwar eine Ausrüstung, doch ich war nie mit der Nachführung zufrieden…Ist nun alles schon Jahre her und ich würde wieder gerne dort anknüpfen; vielleicht etwas erfolgreicher, die Technik ist ja auch nicht stehengeblieben.

Die konkreten Fragen sind nun:
wie genau richtet Ihr die Montierung bei solchen Brennweiten aus; bzw. wie viel Zeit braucht Ihr für den Aufbau bis zum ersten Foto. (Sternwartenbesitzer natürlich mal ausgenommen).
Scheinert Ihr ein – das dauert doch alles viel zu lang oder?
Oder reicht Euch wie z.b. bei meiner CGE das Polar Aligment oder ähnliches? Der Rest schafft dann einfach der Autoguider?
Wie handhabt Ihr das? Was ist mit meiner Ausrüstung mobil noch möglich? (CGE/C11/CanonD400/Reducer auf f6.3/Autoguider/Leitrohr) wäre alles vorhanden.

Es ist nicht so, dass ich noch keine Fotos gemacht habe, aber entweder dauerte das scheinern ewig oder das Autoguiding war Glückssache….

Ich würde mich über ein paar Meinungen von Euch freuen.
Besten Dank schon mal und Gruss aus der Schweiz
Dani
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Stefan_Lilge
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Re: Monierung aufstellen, Polausrichtung

Beitrag von Stefan_Lilge »

Hallo Dani,

mit Autoguider sind Scheinern oder andere aufwendige Verfahren nicht nötig. Leider hat deine CGE ja keinen Polsucher. Mit Polsucher ist das Einnorden eine Sache von 1-2 Minuten. Und das Einnorden mit Polsucher reicht für Astrofotografie mit beliebig langen Brennweiten, wenn man nicht gerade exorbitant lange Einzelbelichtungen (z.B. 30 Minuten) macht. Bei den üblichen 5-10 Minuten tritt bei einem halbwegs justierten Polsucher (halbwegs reicht) in 10 Minuten keine nennenswerte Bildfeldrotation auf (jedenfalls nicht wenn der Leitstern in der Nähe des Bildfeldes liegt).

Meine Skywatcher AZ-EQ6 hat eine eingebaute Einnordungsroutine, die man auch ohne Polarstern und Polsucher durchführen kann. So etwas ähnliches hat deine CGE Montierung auch. Damit braucht man vielleicht 4-5 Minuten, es sei denn man startet sehr weit vom Himmelsnordpol entfernt. Wenn du keinen guten Startpunkt für die Einnordung hast, würde ich die mit irgendeinem kleinen Teleskop machen, das nicht viel wiegt (und nicht viele Gegengewichte hat), dann kannst du die das Stativ der Montierung leichter verschieben, falls die Einstellungsmöglichkeiten der Montierung nicht reichen, um den "Eichstern" in die Mitte des Gesichtsfeldes zu holen.

Wenn du bisher mit dem Autoguiding kein "Glück" hattest, liegt das wahrscheinlich nicht an der Polausrichtung. Solange die Drift des Leitsterns nicht so schnell ist, dass der Autoguider nicht mehr hinterherkommt, ist Folge einer ungenauen Polausrichtung ja nur eine Bildfeldrotation. Und wenn die Polausrichtung nicht völlig daneben ist, stört die halt nur bei besonders langen Einzelbelichtungen oder wenn der Leitstern weit vom Bildfeld entfernt ist (z.B. weil das Leitrohr in eine andere Richtung schaut als das Hauptteleskop). Für die Bildfeldrotation ist es übrigens egal, welche Brennweite du verwendest.

Ursache der Probleme kann ein Leitrohrshifting (oder Spiegelshifting) sein oder die Montierung läuft einfach nicht genau genug.
Gegen Leitrohr/Spiegelshifting hilft das Umsteigen von Leitrohr auf Off-Axis-Guider. Ich fotografiere inzwischen seit 24 Jahren mit Schmidt-Cassegrains und habe mit Leitrohr nie eine zuverlässige Nachführung geschafft. Das kann mal ein oder zwei Nächte gut klappen, aber nicht auf Dauer.
Wenn es auch mit Off-Axis-Guider nicht klappt, läuft vermutlich einfach die Montierung nicht genau genug. Dagegen kann man dann nichts machen (außer neue Montierung kaufen :-) Ansonsten gibt es noch ein paar Standardtipps für das Autoguiding (leichtes Ungleichgewicht in beiden Achsen, Montierung immer etwas auf "Zug" arbeiten lassen mit Übergewicht auf der Ostseite; Finden der richtigen Nachführparameter im Autoguiding-Programm), da kann ich aber natürlich nicht beurteilen, ob das bei dir problematisch ist.

Wichtigste Erkenntnis ist jedenfalls, dass Leitrohr und Schmidt-Cassegrain nicht zusammen passen. Wenn das klappt ist das die Ausnahme von der Regel.
Viele Grüße
Stefan
csw
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Re: Monierung aufstellen, Polausrichtung

Beitrag von csw »

Hallo Stefan,
vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort; genau danach habe ich gesucht.
Ich habe immer mit Leitrohr nachgeführt. Dies hatte den Vorteil, dass viel mehr Leitsterne zur Auswahl standen. Vermutlich hast Du aber recht damit, dass hier die Bildfelddrehung und Leitrohrshifting zugeschlagen haben.
Das hatte ich damals schon im Verdacht, es war aber eher schwer das zu belegen. Deshalb kaufte ich mir auch einen Off Axis Guider. Das Problem war dann aber oft, einen Leitstern zu finden. Wie gehst Du damit um?
Suchst Du Dir einen passenden Leitstern schon in der Planung aus?
Der Off Akis Guider hat noch einen anderen Vorteil: viel viel weniger Gewicht auf der Montierung....Von daher werde ich meine erneuten Versuche sicher in dieser Richtung unternehmen.
Habe zum Nachführen einen Lacerta MGen der ersten Version. Im Moment bin ich dabei, alle Geräte mit der neusten Firmware auszustatten. Musste zuerst mal ein paar Kabel bestellen da es sich noch um serielle Schittstellen handelt (ja so vergeht die Zeit;)).
Habe gute Sicht zu Polaris, das anpeilen ist kein Problem.
Werde es mal mit der eingebauten Polar Aligment Routine versuchen.
Alternativ gab es mal einen Polsucher zum Nachrüsten für die CGE von damals....mal schauen, vielleicht ist der noch irgendwo zu beschaffen.

Natürlich freue ich mich über jede weitere Meinung.
Besten Dank im Voraus!

Gruss
Dani
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Holger-Sassning
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Re: Monierung aufstellen, Polausrichtung

Beitrag von Holger-Sassning »

Hallo Dani,

ich hatte jahrelang eine CGE.

Teilweise hat sie mir graue Haare gemacht, teilweise lief sie sehr gut.

Wie Stefan schrieb, SC und Leitrohr kannst du vergessen. Ein SC kannst du nur per OAG nachführen.
Und beim OAG an einem langbrennweitigem SC brauchst du eine extrem empfindliche Guidekamera ala Lodestar.

Den MGEN kannst du am OAG vergessen, die Kamera ist nicht empfindlich genug.

Die Routine zum einnorden der CGE ist gut, den Polsucher der CGE brauchst du nicht.
Denn bei der Routine nordest du mit der vollen Brennweite des SC ein und nicht mit nur 200mm Brennweite die der Polsucher hat.

Was bei meiner CGE sehr viel gebracht hat und unbedingt empfehlenswert ist, ist die neue Handsteuerung für die CGE.

Nachdem ich die kaufen musste, weil die alte den Geist aufgegeben hatte, war meine CGE immer bestens aufgelegt.
Bis sich leider ein Motorcontroller verabschiedet hat und es keinen Ersatz mehr gab.

Nexstar+ heißt die Handsteuerung wohl und ist garnicht mal so teuer, 159 € wenn ich mich recht erinnere.
viele Grüße und allzeit ClearSky
Holger
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Re: Monierung aufstellen, Polausrichtung

Beitrag von csw »

Hallo Holger,
vielen Dank für Deine Nachricht; an Dich kann ich mich sogar noch erinnern. Weiss nur nicht mehr aus welchem Forum. Wie gesagt ich habe sehr viel mitgelesen aber das ist schon ca. 12 Jahre her.
Warum hat Dir die CGE graue Haare bereitet? Worin bestanden die Probleme?
Du schreibst, dass Dir die neue Handsteuerung sehr viel gebracht hat; daraus schliesse ich, dass es Softwareseitig Probleme gab.
Habe mal etwas nachgeforscht. Eine Lodestar würde ich sofort kaufen; dass Problem ist, dass ich einen Laptop dafür benötige. Dies wäre soweit kein Problem jedoch war die Tatsache, dass der MGEN ein Standalone Guider ist, damals das entscheidende Kaukriterium.
Warum brauchte ich einen Standalone Guider? Habe vorher mit einer Webcam, Software und Laptop geguidet; (damals noch mit einem Newton auf EQ6 mit Boxdörfer) was eigentlich gar nicht so schlecht geklappt hat. Das Problem waren die Aussentemperaturen hier im Winter. Wohne auf 1560 m.ü.M. Dann wird es schon mal -20 Grad. Der Bildschirm funktionierte nicht mehr korrekt und überall war gefrorener Tau welcher natürlich irgendwann wieder flüssig wurde. Erstaunlicherweise gab es nie einen Schaden davon.
Das zweite damit zusammenhängende Problem war die Stromzufuhr über die Akkus.
Hatte mir zwar eine richtige Powerbox mit 27Ah zusammengebastelt. Aber bei diesen Temperaturen ziehen alle Verbraucher so richtig viel Strom.
Damals kam gerade der erste MGEN raus und es war schon eine kleine Revolution; Die Händler haben das Gerät als ultimative Lösung angepriesen; in der Praxis sah es dann etwas anders aus.
Aber Du hast schon Recht, mit dem MGEN via OAG über ein SC f10, da haben sich schon viele die Zähne ausgebissen, zumindest was ich so gelesen habe.
Werde mal etwas in der Richtung Outdoor Laptop forschen, so wäre die Lösung mit dem Lodestar umsetzbar. Wie bereits gesagt, es hat sich viel getan in den letzten Jahren und ganz ohne Investitionen wird es wohl nicht enden;)
Eine Canon Eos Ra steht ziemlich sicher auch noch auf dem Programm…(den Focus mit der EOS 400 ohne Live View zu finden war immer Glücksache;))
Jetzt erst mal alles wieder funktionstüchtig machen, dann sehen wir weiter;)
Gruss
Dani
Frank
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Re: Monierung aufstellen, Polausrichtung

Beitrag von Frank »

Hallo

Das kleine Röhrchen vom OAG hat nicht mal 8mm Öffnung, gut 60mm bis zum Chip ist eigentlich schon F/8
Vielleicht ein Tablet mit bluethoohtastatur, die kann man ja sicher stellen, auf den Bildschirm Rotlichtscheibe und wenn du fertig bist, ich lasse ihn dann im warmen immer volle Pulle ackern das er. Warm wird

Gruß Frank
csw
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Re: Monierung aufstellen, Polausrichtung

Beitrag von csw »

Hallo Frank,
eine Lodestar mit einem Windowstablet mit Maus und externer Tastatur zu betreiben wäre ein Ansatz; zumal die heutigen Tablets bezüglich Bildschirm, Kälte und Feuchtigkeit deutlich weniger anfällig sind als die Laptops von damals.
Mal schauen was es da so gibt auf dem Markt.
Wie ist es denn bei Euch allen, welche Autoguiden und keine Standalone Lösung haben? Habt Ihr nie Tau oder andere Probleme mit Euren Laptops?
Hattet Ihr noch nie Probleme in dieser Hinsicht? (Bei Sternwartenbesitzern dürfte dieser Effekt zu vernachlässigen sein da die Umgebung reichen wird um vor Frost zu schützen)

Auf jeden Fall Besten Dank für Eure Hinweise und Tipps.
Gruss
Dani
Frank
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Re: Monierung aufstellen, Polausrichtung

Beitrag von Frank »

Sony Vaio Tab 11, steht in kleinem Zelt, wenn zugefroren dann allerhö hastens die vorgestellte rote Scbeibe.
Tastatur macht eher Probleme, kann ich aber mit ins Auto nehmen wenn alles läuft.

Frohe Ostern
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Stefan_Lilge
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Re: Monierung aufstellen, Polausrichtung

Beitrag von Stefan_Lilge »

csw hat geschrieben: 08.04.2020, 08:55 ...Deshalb kaufte ich mir auch einen Off Axis Guider. Das Problem war dann aber oft, einen Leitstern zu finden. Wie gehst Du damit um?
Suchst Du Dir einen passenden Leitstern schon in der Planung aus?
Der Off Akis Guider hat noch einen anderen Vorteil: viel viel weniger Gewicht auf der Montierung....Von daher werde ich meine erneuten Versuche sicher in dieser Richtung unternehmen.
Habe zum Nachführen einen Lacerta MGen der ersten Version. ...
Hallo Dani,

man sollte auf jeden Fall einen Off-Axis-Guider haben, der eine Rotation des Autoguiders erlaubt, ohne dass sich dadurch die Aufnahmekamera mitdreht. Ich habe ein älteres Modell von dem hier:
https://www.teleskop-express.de/shop/pr ... 27-mm.html

Von Celestron gibt es auch eine "Luxusversion":
https://www.teleskop-express.de/shop/pr ... skope.html

Dazu braucht man dann noch eine empfindliche Guider-Kamera mit nicht allzu kleinem Gesichtsfeld. Der MGEN ist sicher gut für Sucher-Autoguiding, aber zumindest die Chipgröße ist halt doch arg klein, um bei der langen Brennweite eines C11 einen Leitstern zu finden, wenn man in sternarmen Gegenden (=Galaxien) unterwegs ist.

Ich habe einen Lodestar an dem oben verlinkten OAG, damit finde ich mit etwas Rotieren und Verstellen der Neigung des Prismas des OAG fast immer einen Leitstern, ohne das Bildfeld der Hauptkamera verschieben zu müssen. Es gab aber auch seltene Gelegenheiten, wo ich einfach keinen Leitstern gefunden habe und dann zu einem anderen Objekt geschwenkt habe.
Auf A.de wird übrigens gerade ein Lodestar von einem seriösen Verkäufer (habe ich mal in Namibia kennengelernt) für 200 Euro verkauft, was ein sehr günstiger Preis ist. Ist zwar auch schon ziemlich alt, aber wenn er es bis hierher geschafft hat, wird er sicher auch noch ein paar weitere Jahre funktionieren :-)
https://forum.astronomie.de/threads/lod ... er.286668/

Bei einem Neukauf würde ich wohl keinen Lodestar mehr kaufen, sondern eine ASI174 Mini.
https://www.teleskop-express.de/shop/pr ... 3-4mm.html
Der Chip produziert wesentlich sauberere Bilder als mein Lodestar (ich hatte den ImX174 mal in einer anderen Kamera von ASI) und nochmal einen deutlich größeren Chip. Die größere Chipfäche kann der erste der verlinkten OAGs zwar nicht ausleuchten, schaden kann es da aber auch nichts. Der zweite verlinkte OAG hat ein größeres Prisma, da kann man den größeren Chip noch besser ausnutzen.
Viele Grüße
Stefan
csw
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Re: Monierung aufstellen, Polausrichtung

Beitrag von csw »

Hallo Stefan,
danke für die Hinweise und die Links!
Habe einen alten Celestron Radial Guider welcher eine entsprechende Rotation zulässt, von daher schon mal gut.
Zur Guidingkamera; habe mir mal die ASI174 Mini angesehen.
Sehr interessantes Konzept. In Verbindung mit dem AsiAir pro eine feine Sache…
Die Kombi ist nicht ganz günstig aber ist eigentlich genau was ich suche.
Bin mir noch nicht ganz sicher wie die Kompatibilität mit der alten CGE ist; sollte aber funktionieren, da sie ja auch einen St4 Guidingport hat.
Schaut Euch das mal an:
https://www.youtube.com/watch?v=TwDoKpvajoo
Zuerst muss aber mal eine Canon EOS ra her, (bei Brack.ch gibt es gerade 10% Aktion, mal schauen was das lange Wochenende bringt;)

Heute geht es endlich das erste Mal wieder raus; auch wenn der Mond wie ein Scheinwerfer leuchtet, freue ich mich sehr nach so vielen Jahren…
Gruss aus den Bergen;)

Dani
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